ROVO – Mechanische Würfel- und Gesellschaftsspiele
Die lesenswerte ROVO-Historie erzählt von Frank Röber, dem Enkel des Firmengründers, finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Die ROVO – HISTORIE erzählt von Frank Röber (Nachfahre des Firmengründers)
Die Firma wurde 1931 von meinem Großvater A. Röber, gemeinsam mit meinem Vater E. Röber und meinem Onkel A.Volkrodt in Leipzig gegründet. Basisidee war, dass es meine Vorfahren ärgerte wenn beim Brettspiel (z. B. Mensch ärgere dich nicht) oft die Einzelwürfel vom Tisch rollten. Somit war ständig ein Mietspieler unter dem Tisch und dem restlichen Zimmer unterwegs um das Ding zu suchen und an den Spieltisch zurück zu bringen.
Im privaten Keller wurde an einem Spielgerät gebastelt, welches multifunktionelle Anforderungen erfüllte. Das 3er ROVO war die Lösung, das ein Alleinstellungsmerkmal haben sollte. Erste Gerätemuster wurden vollends aus Metall gefertigt, die sich aber als zu schwer erwiesen. Danach kam als Gehäusematerial Bakelit ins Gespräch. Die Mechanik wurde verfeinert, die ersten Würfelwalzen von schwarz auf farbig umgestellt. Zunächst wurden alle Produkte noch per Handarbeit gefertigt, was sich natürlich als unökonomisch erwies. Basismaterialien waren Spritzguss, Pressstoff und Metall. 1932 wurden erste Maschinen angeschafft und ein Produktionsraum angemietet. Die Serienproduktion im bescheidenen Umfang begann. Die Firma hieß zunächst RÖVO (Röber/Volkrodt). Nach erfolgreichen Geschäften auf dem Binnenmarkt folgten Messebeteiligungen, so auf der Leipziger Mustermesse. Das Interesse ab 1933 erhöhte sich enorm und viele ausländische Interessenten wollten die ROVOs importieren. Da Umlaute im Ausland unbekannt waren, änderte sich der Marken- und Firmenname von RÖVO in ROVO. Eine deutsche Erfolgsgeschichte war im Entstehen, die Produktionsstätte musste vergrößert werden, Personal gesucht und ausgebildet werden. Der Export brummte, die Fertigung konnte die Nachfrage kaum bedienen. Viele Länder orderten die Geräte (England, Frankreich, Italien, Russland, CSR, Türkei, Holland, Bulgarien etc.). Von da ab wurden die Geräte patentiert, zunächst als D.R.P. und D.R.G.M. und mit dem Exportzuwachs mittels Auslandspatenten. Südamerika, USA, Kanada, China, Japan, Schweiz, Österreich, Belgien, Algerien, Norwegen, Portugal und Australien kamen hinzu. Und der Wunsch / Bedarf nach einer Sortimentsergänzung.
1934 erweiterte sich das Sortiment durch das 2er und 1er Rovo, das Rovolette, ein Poker-Rovo und ein 5er Rovo (welches jedoch nur eine limitierte Spezialanfertigung für eine argentinische Spirituosen-Brennerei mit Alleinbezugsrecht war). Der Exportanteil stieg in dieser Zeit auf 45%, womit der endgültige Durchbruch gelang. Der Maschinenpark wurde vergrößert und weitere mehrsprachige Verpackungen waren unentbehrlich. Leider erweiterte sich auch die Schar der Produktpiraten und Nachahmer. Jedoch griffen die lückenlosen Patentrechte gut, so dass ein wirkungsvoller Abwehrmechanismus funktionierte.
1935 kamen das Rovo-Derby-Pferderennspiel und eine 1er Rovo-Nimm-Gib-Variante hinzu.
Im darauf folgenden Jahr erweiterte sich die Kollektion durch das RU-LI Taschenroulette, welches ein Exportschlager wurde. Wieder musste ein Umzug in größere, modernere Geschäftsräume erfolgen. Ein Kegelspiel erweiterte die Produktpalette. Die Kanarischen Inseln, Indien und erste afrikanische Länder importierten fortan die ROVO-Spiele.
Ab 1940 musste die Spieleproduktion eingeschränkt werden, da kriegsbedingt die Rohmateriallieferungen verringert wurden und wehrwirtschaftsrelevante Erzeugnisse hergestellt werden mussten. So ging ein mechanischer Spulapparat für textile Produktionen in die Fertigung ein. Immer mehr Mitarbeiter wurden dienstverpflichtet und die Exporte zurück gefahren. Nach 1942 beendete die Firma faktisch ihre Tätigkeit, kriegbedingte Einflüsse führten zur Unterbrechung des Geschäftsbetriebes. Im geringen Umfang wurden nur noch Kleinstmengen fertig gestellt und an Weiterentwicklungen getüftelt. Auch Leipzig blieb von Zerstörungen infolge des zweiten Weltkrieges nicht verschont, jedoch konnten wesentliche Elemente des Maschinenparks gerettet werden. Ziel war es, nach Kriegsende die ROVO-Produktion wieder zu beginnen. Das sollte dann ab 1947/48 geschehen ..
Nach Kriegsende und einigen Jahren Unterbrechung konnte der Geschäftsbetrieb wieder in Teilen fortgeführt werden. Die Firmenräume in Leipzig-Südost wurden insoweit wieder hergerichtet und der Maschinenpark installiert, so dass an eine Fortsetzung der Produktion gedacht werden konnte. Jedoch war es schwierig alte Zulieferungskontakte zu aktivieren. Neue Verbindungen hinsichtlich der Rohmaterialien mussten gefunden werden.
Ab ca. 1949 konnten erste Erzeugnisse in geringen Stückzahlen wieder produziert werden.
Begonnen wurde mit den 2er und 3er ROVO-Würfelspielen, auch einige RU-LIs sowie DERBYs gingen an den Start. Nach schwierigen Jahren des Anlaufes wobei sich vor allem die Materialbeschaffung als besonders kompliziert erwies stabilisierte sich der Produktionsbetrieb. Auf Messen wurden wieder Exportkontakte geknüpft bzw. wieder aktiviert, so dass auch der Export erneut angekurbelt wurde. Das Herstellungsausmaß der Vorkriegsjahre konnte jedoch nicht erreicht werden. Trotzdem entwickelte sich die Firma rasant und trat erfolgreich auf dem Markt auf. Auf Grund der Beschaffungsschwierigkeiten in der DDR-Industrie konzentrierte sich die Produktion auf die sehr erfolgreichen Würfelspiele.
Insbesondere der Export entwickelte sich zufriedenstellend. Die Mitarbeiterzahl wuchs wieder auf ca. 20 Beschäftigte an.
Ende der 50er Jahre kam über Nacht das jähe Ende der Spieleproduktion. Per politischen Erlass des damaligen Staatsoberhauptes Ulbricht wurde das private Glücksspiel in der DDR verboten, bzw. die Herstellung entsprechender Technik unterbunden.
Der gesamte Herstellungsprozess kam zum Erliegen, es war der Todesstoß für die ROVO-Spieleproduktion. Angedachte Innovationen konnten nicht mehr umgesetzt werden.
Es wurde über den Wirtschaftsrat des Bezirkes Leipzig die Herstellung von sogenannten Konsumgütern angeordnet. Ab Beginn der 60er Jahre wurden in der Firma ROVO-Apparatebau fortan elektromechanische Schaltgeräte für die DDR-Elektroindustrie hergestellt. 1972 kam es zur Zwangsverstaatlichung der Firma. Sie hieß nun VEB Schaltgeräte Leipzig mit der eigentlichen ROVO-Geschichte hatte all das schon lange nichts mehr zu tun. Sie wurde zwangsweise schon viel eher zu Grabe getragen.