Nachruf Bernward Thole

Bernward Thole (Foto: Udo Schmitz)

Was wäre, wenn es einen Ort gäbe, an dem alle Spiele systematisch zusammengetragen werden?

Was wäre, wenn alle deutschen Verlage neue Spiele in ein zentrales Archiv geben?

Was wäre, wenn Autoren eine neutrale Stelle zur Dokumentation ihrer Ideen hätten?

Diese drei simplen, aber herausragenden Fragen stellte sich Dr. Bernward Thole 1983 und begründete zusammen mit vielen Helfern in Marburg das Deutsche Spiele-Archiv. Sein beharrliches Werben und Wirken für diese Sache schuf nichts Geringeres als das Gedächtnis der Branche. Unermüdlich engagiert, wuchs die Anzahl der Spiele und der unterstützenden Verlage kontinuierlich mit jedem Jahr. Neues, aber auch Altes und Vergessenes fanden ihren Weg in unzählige Regale und die berüchtigte Karteikartensammlung. Zum Bewahren des Kulturgutes Spiel kam auch auf Drängen des Gründers im Spiele-Archiv die wissenschaftliche Arbeit am Objekt und Phänomen Spiel hinzu. Als in Marburg die räumlichen Ressourcen nicht mehr ausreichten und neue Herausforderungen in der Digitalisierung anstanden, fand Bernward Thole im Deutschen Spielzeugmuseum der Museen der Stadt Nürnberg und der Spielwarenmesse Nürnberg Unterstützer und ein neues Zuhause für seine einzigartige wissenschaftliche Sammlung. Dem Deutschen Spiele-Archiv und dem Kulturgut Spiel stets verbunden, unterstützte er den Umzug mit Rat und Tat.

Im Jahr 2000 gehörte Bernward Thole zu den Gründungsmitgliedern der ESG und führte als Gründungs-2.Vorsitzender gemeinsam mit Rudolf Rühle die Geschicke des Vereins in den ersten vier Jahren.

Als akademischer Oberrat an der Universität Marburg lehrte Bernward Thole Medienwissenschaften und arbeitete viele Jahre als freier Journalist. Für sein Wirken erhielt das Gründungsmitglied und langjähriger Sprecher der Jury Spiel des Jahres zahlreiche Ehrungen, wie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, den Göttinger Inno-Spatz sowie die goldene Ehrennadel der Stadt Marburg.

Bernward Thole verstarb am 18. Dezember 2023 im Alter von 87 Jahren. Freunde und Wegbegleiter werden das Andenken an einen großartigen Menschen mit einer Vision für das Kulturgut Spiel bewahren. Das von ihm geschaffene Gedächtnis der Branche wird in Nürnberg weiterleben und sein Werk wird Autoren, Journalisten, Sammlern und Wissenschaftlern die Geschichte der Spiele weiterhin erlebbar machen.

Und so dürfen wir in diesen traurigen Stunden eine Frage für einen guten Freund beantworten. Was wäre, wenn wir Dir noch einen Satz sagen könnten? Danke Bernward für deine Freundschaft und dein Lebenswerk. Du bist ein Teil des Kulturgutes Spiel und deine Gedanken werden uns alle immer begleiten.

Seiner Familie wünschen wir Kraft für die schweren Stunden und senden unser aufrichtiges Beileid.

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