ESG Thema 2019 – „spielART“ – Von der Kunst im Spiel

Postkarte zur ESG-Ausstellung 2019

Ist das Kunst oder kann das weg?!“

… diese despektierliche Frage musste sich schon manches moderne Kunstwerk gefallen lassen, ebenso wie die nicht immer gefällige Antwort darauf. Desweilen ist auch der Homo Ludens angesichts der enormen Spieleflut der vergangenen Jahre und der immer kürzer werdenden Halbwertszeit vieler Titel ratlos und stellt sich im Stillen eben jene Frage.

Es verwundert daher wenig, dass die Mitglieder der Europäischen Spielesammler Gilde (ESG) in der Vergangenheit oft und aus verschiedenen Blickwinkeln über das Thema „Kunst und Spiel“ diskutiert haben. Wie zahlreiche weitere Aspekte der Kultur und des Alltags, fand auch die Kunst ihren unvermeidlichen Weg ins Spiel. Diese Wege sind abstrakt, detailreich, kreativ, belehrend, verschieden inspiriert, dem Zeitgeist entsprechend und auf jedem Fall Geschmackssache, worüber sich bekanntlich streiten lässt – oder eben auch nicht.

2019 begeben sich die ESGler in ihrer jährlichen Ausstellung auf der SPIEL in Essen nun auf Spurensuche: wie begegnen sich Kunst und Spiel als Ausdruckformen der Auseinandersetzung mit der Welt einander, wie beeinflussen sie sich, wo liegen Möglichkeiten und Grenzen? Historische und aktuelle, spannende und kuriose, einzigartige und merkwürdige Exponate veranschaulichen das weite Spektrum und Diskussionspotential, das diesem Thema innewohnt. So zeigen wir u.a.

  • Kunst im Spiel (Kunsthandel, Kunstvermittlung,…)

  • Künstler im Spiel

  • Künstlerisch gestaltete Spiele

  • Der Grafiker als Künstler?

  • Das Spiel in der Kunst

Da jedoch die Sammlungen der Mitglieder erfahrungsgemäß mehr Spieleschätze beherbergen als Ausstellungsfläche vorhanden ist, werden weitere Exponate zur Veranstaltung „TRIFF die Spielesammler!“ gezeigt. Sie wird auch in diesem Jahr am Stand der ESG und damit mitten im Messegetümmel stattfinden. Darüber hinaus haben alle Interessierten die Möglichkeit an den täglichen Führungen mit Rudolf Rühle, dem Ehrenvorsitzendem der ESG, teilzunehmen.

Wie in jedem Jahr können die Gäste selbst aktiv werden. Ob bei den Spielen zum Spielen oder beim legendären Gewinnspiel, wo täglich tolle Spiel-Preise verlost werden – mitmachen und mitspielen ist angesagt!

In diesem Sinne: kommen Sie vorbei, entdecken den Kunst-Spiel-Liebhaber in sich und beantworten mit einem Augenzwinkern die Eingangsfrage: „Ist das Kunst oder kann das weg?!“

Veranstaltungsdaten Ausstellung:

Ausstellungstitel: „spielART“ – Von der Kunst im Spiel

Ausstellungszeitraum: 24. bis 27. Oktober 2019
Ausstellungsort: SPIEL´19 – Essen / Halle 5, A 118
Eröffnung: 24. Oktober 2019, 11.00 Uhr
Führungen: mit Rudolf Rühle, Ehrenvorsitzender der ESG, täglich 15.00 Uhr

Veranstaltungsdaten „TRIFF die Spielesammler!“:

Tag: 25. Oktober 2019
Ort: Stand der ESG / Halle 5 / A 118
Zeit: 17.00-18.00 Uhr

Die Ausstellung sowie die Veranstaltung „TRIFF die Spielesammler!“ werden gefördert von: Friedhelm Merz Verlag

————————————————————-

Rückseite der Postkarte zum Download:    

Buchtipp: „Spielend in den Krieg“

Unser ESG-Mitglied Wolfgang Morawe informiert über sein Buch „Spielend in den Krieg – Das deutsche Kaiserreich und der Erste Weltkrieg“ das nun erscheinen ist.

Das Buch überzeugt zum einen durch die Fülle des Materials und wird damit der These „Spielend in den Krieg“ gerecht. Die Darstellung unterfüttert die provokative These und hält das Interesse des Lesers wach. Zum anderen werden dadurch auch die Spiele und Spielzeugsammler auf ihre Kosten kommen. Schließlich ermöglich die Abfolge von Abbildungen und Kriegsnarrativ wie in einer `Bildzeitung`, allerdings auf deutlich höherem Niveau, eine behaglich fortschreitende Lektüre, die zudem durch kritischen Geist und Ironie gewürzt ist.

Die Kapitel bauen aufeinander auf. In einem Einführungskapitel erhält der Leser einen ersten Überblick über die Kaiserzeit, der dann in drei weiteren Kapiteln durch die Darstellung zeittypisch-repräsentativer Einzelaspekte eine Vertiefung erfährt. Daran an schließen sich die Kapitel, in denen die politisch-gesellschaftlich Dimension der Kaiserzeit deutlich wird. In den Kapiteln Wilhelminismus, Flottenpolitik und Kolonialismus, kann gezeigt werden, wie sich die Lage in Deutschland seit Bismarcks Entlassung zugespitzt hatte. Schon hier wird deutlich, was den Titel des Buches rechtfertigt Es ist aber dann in den Kapiteln des zweiten Teils, in denen sich die ganze Thematik des Buches entfaltet. Der Weg führt von eher abstrakten Strategiespielen zu solchen und Kriegsspielen im historischen Gewand zu Spielen die den drohenden Krieg vorauszunehmen scheinen, bis sich dann in den beiden letzten Kapiteln des Buches sich Krieg und Spiel sich zeitgleich durchdringen, wobei der Krieg die Produktion von Spiele und damit auch der einzelne Spielteilnehmer den Krieg spielerisch begleitet.

_______________________________________________________________

Das Buch kann beim Schlosser-Verlag oder direkt bei Wolfgang Morawe (w.morawe@web.de) bestellt werden. 

Mehr Informationen zu Wolfgang Morawe findet man auf seiner Internetseite:  „Morawe – Games and Toys“

Nachruf auf Wolfgang Großkopf

Das neue Jahr beginnt mit einer traurigen Nachricht: Am 01. Januar 2019 ist Wolfgang Großkopf, Spieleautor und Zauberer, im Alter von 82 Jahren verstorben.

Wolfgang Großkopfs Laufbahn als Spieleautor begann bereits in den 1950er Jahren während seiner Tätigkeit als Erzieher an der Gehörlosenschule in Gotha. Um seine Schüler sinnvoll zu beschäftigen, entwickelte er mechanische Lernspiele, bei denen Fragen zu beantworten und Rechenaufgaben zu lösen waren. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Pädagogikstudiums und dem Wechsel an die Gehörlosenschule nach Erfurt, startete Mitte der 1970er Jahre eine Phase des regelmäßigen Spiele-Herstellens. 

1981 kam sein Prototyp „BAM“ beim VEB Plasticart als „Train“ heraus und kurz danach „Pfad Gold“ bzw „Pfad Trip“ als „A.Labyrinth.Z“. Sein Spiele-Werk ist so vielseitig wie spannend und umfasst Nachbauten und Abwandlungen westlicher Spiele, Verbesserungen und Varianten von Osttiteln sowie die Entwicklung eigener Ideen und der Bau teils aufwendiger Prototypen, manche über Jahre hinweg in verschiedenen Entwicklungsstufen. Dabei gelang es ihm auch nach der Wiedervereinigung Spiele zu veröffentlichen.

1990 nahm er erstmalig am Spieleautorentreffen in Göttingen teil, wo sein Spiel „Chamäleon“ auffiel und im gerade gegründeten Verlag VSK (Verlag Spiel und Kunst) erschien. Beim Deutschen Spielepreis 1991 konnte es den 7. Platz erringen. Im selben Jahr veröffentlichte ebenfalls VSK „Der fliegende Holländer“.

Ein besonderes Sammelobjekt ist das 1992 in einer kleinen Auflage von 100 Stück im Eigenverlag erschienene „Das Krämerbrücken-Spiel“, bei dem auf der Verpackung, einem Leinenbeutel, der Spielplan aufgedruckt ist.

Neben seiner Tätigkeit als Spieleautor genoss Wolfgang Großkopf auch in seiner zweiten, eigentlich ersten Leidenschaft, der Zauberei, hohes Ansehen. Er veröffentlichte zwei Fachbücher, erfand viele Kunststücke und Bastelvorlagen. Bis ins hohe Alter hinein absolvierte er zahlreiche Auftritte und unterhielt seine Fans mit immer neuen Illusionen.

Mit Wolfgang Großkopf verlässt uns ein kreativer, schaffensreicher, sympathischer Charakter der Spieleszene, er wird uns fehlen. Unser aufrichtiges Beileid in dieser schweren Zeit gilt seiner Familie.

Hinweis:

Ein ausführlicher Artikel zum Schaffen von Wolfgang Großkopf erschien in der spielbox 5/2010, verfasst von Rudolf Rühle.