„DAS hatte ich, als ich klein war“

Bei den Recherchen zum Thema ist diese „Spieleliste – DAS hatte ich, als ich klein war“

Hier sind weitere bebilderte Beiträge zum ESG-Thema 2023.

Uwe Sülflohn hat geschrieben:

Zu den Erinnerungen an mein frühkindliches Herantasten an die Spielewelt (oder war es eine gelenkte Heranführung?) zählen erhaltene Spiele wie »Denk fix!« und »Das lustige Flunderspiel« (beide Spear), »Contact« (Ravensburger), »Buchstabensuppe« (Schmidt spiel+freizeit) und »Augen auf!« von MB… tatsächlich verklärt sich die Erinnerung manches Mal und vermischt sich mit nostalgischen Ahnungen und Mutmaßungen, zugleich befeuert und vernebelt durch all das, was mir zwischenzeitlich im Universum des Spielens begegnet ist: War »Die goldene Brücke« dabei? Hatte ich den »Fehlerteufel« oder glaube ich das nur? MB‘s »Scharade« oder doch »Die große Auktion«? Ganz sicher war ein handliches »Spring« immer mit dabei, von SCHMIDT in einer rot zugedeckelten Plastik-Box mit klitzekleinen (heute »verschluckbaren«) roten Plastik-Stiftchen.

Die Renner aber wurden bald »Öl für uns alle« und »Malefiz«, bevor drei Titel ins Spiel kamen, die glasklar vor meinem inneren Auge und bemuttert in meinem heutigen Spieleregal stehen: Ravensburgers Traveller-»Reversi«, »1000 Kilometer« von F.X. Schmid und JUMBOS »Stratego«, das Dreigestirn meiner frühen Jugend, verantwortlich dafür, dass mein Heranwachsen mit Spannung und Kampfgeist, Rivalität und Kräftemessen erfüllt war: Man spielte nicht einfach mal eben eine Partie… unterhalb eines TURNIERS fingen wir gar nicht erst an!

Wohin hat es geführt?

Zu einer der schönsten Sentimentalitäten, die es gibt: Dem Spielesammeln.


Jürgen Schick seine Spiele aus alter Zeit:


Markus Böttcher schrieb uns:

Hallo und viele Grüße aus Kiel

Mein Lieblingsspiel war und ist das einfache Lockout Spiel „Der Drachenbändiger von Zavandor“ von Janno Girke, weil ich damit unglaublich viele Erinnerungen mit dem Aufwachsen meiner Söhne verbinde und die damit verbundene Lust am Spielen.

Mein ältester Sohn war 2006 schon fast 9 Jahre als sein 6 jähriger Bruder immer jammerte, er könne bei diesem Spiel nur zuschauen und immer böse würde, wenn meine Frau und ich mit dem Großen das Spiel spielten. Meine Frau und ich kamen auf zwei getrennte Ideen, die bei beiden die Spiellust zum Explodieren brachte: 1. Wir haben unserem Jüngsten ein bedrucktes Blatt Papier mit dem Zahlenwurm von 1-100 als Spielhilfe gegeben….innerhalb von nur zwei Wochen konnte er nicht nur perfekt mitspielen, sondern war schon vielen Kindern in der Grundschule im Rechnen vorraus. 2. ich hab den Jungs die Blankoplatten, die sich im Spiel befanden und gab ihnen den Auftrag selber eigene Drachen zu malen, die ich dann auf die Karten kleben würde. Diese Aktion wurde so krass, dass daraus eine Notwendigkeit eines Zweitspielekauf entstand, da ich nicht genügend Blankokarten hatte.

Wir spielen heute noch gelegentlich dieses Spiel und lachen immer wieder über die lustigen Zeichnungen auf den Karten, besonders über die Namenserfindungen der Kinder dazu und über den Aufwand den ich zur damaligen Zeit noch betreiben musste, um computertechnisch die Bilder einzuscannen und zu verkleinern.

Eine tolle Erinnerung, die auch noch lange anhält.

Markus Böttcher aus Kiel


Frank Übermann schreibt:

Als Kind habe ich früh Rommé erlernt und mit Begeisterung gespielt. Mein favorisiertes Brettspiel war dann „Lettera“ von Ravensburger. Hier rührt wohl auch meine heutige Jagd nach diversen „Scrabble“-Ausgaben aus aller Welt.
Dann kam meine heiße „Tipp-Kick“-Phase. Mit Freunden hatten wir unsere eigene Liga in Aachen. Die Kicker wurden bemalt, die Standfestigkeit mit schweren aufgeklebten Muttern auf der Grundplatte verbessert und der bewegliche Fuß mit Feilen so bearbeitet , dass trickreiche Schüsse möglich waren.
Mit 18 dann die ersten langen Spielenächte mit einem Nachbau von „Risiko“ bei Nachbarn.
Leider ist dieser nicht mehr verfügbar.

Nachtrag: Als meine Enkelin Lilly, 6 3/4, mitbekam, dass ich bei Besuchern  nach den Lieblingsspielen der Kindheit fragte, wollte sie mir unbedingt auch ihr Lieblingsspiel nennen: „Der  Kartograph“ von Pegasus


The Big Game Hunter = Bruce Whitehill schrieb uns:

Ja, ich weiß, es ist nur Scrabble, das nicht besonders sammelwürdig ist, aber es ist das erste Spiel, mit dem ich wirklich angefangen habe, mich mit Spielen zu beschäftigen (Jotto war das andere). Zu den gezeigten Scrabble-Sets gehören die Deluxe-Ausgabe mit Kunststoff-Punkteträgern, eine Kodak-Premium-Ausgabe, ein Original-Scrabble mit der in der Schachtel enthaltenen Werbung und ein seltenes Scrabble-Spielbrett aus Vinyl, das in eine Tischdecke eingenäht ist. Es war das erste Tischspiel, das ich jemals mit meiner Mutter gespielt habe (jedenfalls soweit ich mich erinnere), und als ich sie schließlich besiegte, wusste ich, dass ich erwachsen geworden war.

Cheers,

Bruce
[Bruce Whitehill – American in Germany]

P.S. Here’s Jotto


Beitrag vom Verein: Wendtheide e.V.

Das Wendtheidener Nationalspiel 

     Die Grundlage für den Verein “Wendtheide“ wurde 1950 durch den Sport­lehrer Arno Wendt am Helmholtz-Gymnasium in Dortmund gelegt. Wenige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg unternahm er in den Ferien mit einigen Schülern eine mehrtägige Radtour in das nahegelegene Sauerland. So wollte er die Kinder aus ihrem Alltag im kriegszerstörten Dortmund in die Natur bringen. Die Schüler, überwiegend Kinder von Stahlarbeitern und Bergleuten, waren begeistert und schon bald wollte der größte Teil der Schulgemeinschaft an den nächsten Fahrten teilnehmen. Daraus erwuchs ein eigenständiger Verein namens “Wandergruppe des Helmholtz-Gymna­siums“. Vor etwa 50 Jahren wurde das am Fluss Hase gelegene Waldgrund­stück in Haselünne erworben.* 

     Mitglieder der Unter- und Oberprima unternahmen später Fahrten auf Island, in Skandinavien, nach Marokko, in den Nahen Osten, … 

   1966 – Pfingstlager der Wandergruppe des Dortmunder Helmholtz-Gymna­siums und ich war erstmals als Quartaner dabei. Für ein Arbeiterkind der Dortmunder Nordstadt war es ein besonderes Erlebnis, die Natur mit den Pflanzen und den Tieren kennenzulernen, gemeinsam mit den anderen Schülern das Lager aufzubauen, zu kochen und vieles in der Gruppe zu erledigen, Sport zu treiben, … 

     An all das erinnere ich mich auch heute noch gerne, aber es gab noch etwas, was mich in dieser Zeit prägte – “Das Wendtheidener Nationalspiel“. Dieses Spiel beruhte auf den Grundlagen von “Fang den Hut“. Aber auf dem großen, von Arno Wendt mit Wasserfarbe und Tuschezeichnungen selbst gestaltetem Spiel­brett hatte jeder Spieler zehn Figuren, mit denen die gegne­rischen Fi­gu­ren gefangen und in seinem eigenen Startfeld festgesetzt wur­den. Außerdem würfelte man mit zwei Würfeln und bewegte seine Figuren durch ein großes Gewirr an Wegen. Zudem gab es sechs Mitspieler. Und zu guter letzt konnte ein Spieler mit einem Schlag all seine festgesetzten Figu­ren wieder befreien. 

     Häufig dauerten die Partien bei Regen ein, zwei Tage; und es konnte vor­kommen, dass man wegen einer zu erledigenden Aufgabe seine Spiel­fi­guren einem Zuschauer überließ und später mit einer anderen Farbe weiter­spielte. 

    Ich kannte natürlich Mühle, Dame, Halma, Mensch-ärgere-dich-nicht, Sand, MauMau, Romme u.s.w., aber das “Wendtheidener Nationalspiel“ hat mich mit dem Spielevirus infiziert und dieses Virus bin ich bis heute nicht mehr los­geworden – zum Glück!  

PS: 

Leider sind alle sechs Exemplare dieses Spiels im Laufe der Zeit verlo­ren­­ge­gangen. Denn ich hatte mich natürlich bemüht, eines dieser Spiele zu erlan­gen. So bleibt leider nur die Erinnerung! 

*Verein: Wendtheide e.V. 


Cynthia Kempe-Schönfeld (Vorsitzende der ESG) schreibt:
Das Spiel, an das ich mich in meiner Kindheit am meisten erinnere ist „Das Blumenspiel“. Unser Exemplar, von dem die Fotos stammen, ist von 1958. Es ist in der DDR beim Zinke Verlag erschienen.

Ich habe es sehr viel mit meiner Oma und ihrer Schwester (also meiner Großtante) gespielt, die unendlich viel Geduld mit mir hatten, da ich schlecht verlieren konnte. Fasziniert haben mich die niedlichen Bilder auf dem Spielplan, eindrücklich im Gedächtnis blieb mir der Frosch, der sich einen Stachel der Distel eingetreten hat (rechter Spielrand). Und auch das Sammeln der einzelnen Blumen fand ich total klasse. Die legt man sich auf sein Strauß-Tableau, und wer zuerst das Tableau voll hat, hat gewonnen. Aber es mussten bei mir schon immer die richtigen Blumen sein, d.h. ich wollte immer ganz bestimmte Arten haben. Tja, und waren die schon bei einem anderen Spieler auf dem Strauß, dann wurde meine Laune nicht besser… 

Vor ein paar Jahren hat das Spiel eine Neuauflage im Spika Spiele Verlag von Ralf Vieweg erfahren, und ich glaube meine Begeisterung dafür, trug nicht unerheblich dazu bei 🙂

Heute spiele ich es immer noch gern, nun mit meiner Tochter.

PS. Diese nennt im übrigen „Piraten Billard“ ihr liebstes Spiel (Sophia, 8 Jahre).


Helge Andersen schrieb uns:

Die von mir begeistert gespielten Titel der 70er waren u.a.
-Viele Spiele aus der Reihe der 3M-Spiele, vor allem Sleuth, Feudal, Twixt

HELGE ANDERSEN


Uwe Mölte hat uns geschrieben:

Meine frühesten Erinnerungen mit Spielen sind die Spielpartien mit meinen Eltern. Besonders gern habe ich abends mit ihnen gespielt, dann durfte ich länger aufbleiben. Bis sie mich dann ins Bett schickten und dann ohne mich „gemeinerweise“ weiterspielten. 

Wir hatten damals (gemeint sind die späten 1950er Jahre) das „Goldene Spielemagazin“ von Ravensburger (ich habe es immer noch in meiner Spielesammlung). Daraus haben wir meist Mühle, Dame oder Pachisi gespielt. 

In dem „Goldenen Spielemagazin“ war auch ein Schachspiel. Das hat mich dann auch in den Bann gezogen. Ich bin auch in einen Schachverein gegangen, war aber nie so gut, dass ich bei Turnieren gespielt habe. Das war auch nicht wichtig für mich. Mir hat es genügt, wenn ich gegen bestimmte andere Spieler einmal gewonnen hatte. Mir war wichtiger, und dies gilt auch heute noch, was während des Spiels zwischen den Spielern passiert. 

Später habe ich dann ein „Monopoly“ und andere Spiele bekommen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich häufig „Monopoly“ und das Ravensburger Tierspiel „Wild Life“ miteinander verbunden habe. Das „Monopoly“ war damals noch von Schmidt Spiele (auch diese Ausgabe habe ich immer noch) und das „Wild Life“ war eine Art Weltreise, bei dem man Tiere besuchen musste. Auch dieses Spiel habe ich immer noch. Mit dieser Spielkombi konnte ich mich stundenlang beschäftigen. Zuerst bewegte ich mich mit meiner Figur auf dem Monopoly-Plan und bei dem Los-Feld wechselte ich auf das Start-Feld des anderen Plans. Im Wechsel besuchte ich so die Tiere (fasziniert war ich damals u. a. von dem riesigen Komodo-Waran) und kaufte dann Grundstücke und Hotels. Wenn ich allein war, spielte ich die anderen Mitspieler selbst. 

Das ich dann später als Redakteur im Ravensburger Spieleverlag, danach beim AMIGO Verlag über viele Jahre als Redakteur gearbeitet habe (und zurzeit als Rentner-Redakteur bei Queen Games), ist sicher auch meinen ersten Spielabenden als fünf- und sechsjähriger Steppke mit meinen Eltern geschuldet. Schon damals war es für mich wichtiger mit ihnen zusammen zu sein, Freude zu haben und Regeln zu verändern, als zu gewinnen. 


Maren Hoffmann
Spiegel Redakteurin und Mitglied Jury Spiel des Jahres:

„Mit Malefiz verbinde ich trotz der aus heutiger Sicht eher lahmen Mechanik wunderbare Erinnerungen – es war das erste Spiel, bei dem ich dieses Gefühl erlebt habe, dass ich unbedingt wieder dran sein will, das Spiel, das mir zeigte, dass auch in der Abstraktion einer Grafik auf einem Brett Verheißung, Spannung und Erfüllung (oder Enttäuschung) liegen können. Ich lernte, Hoffen und Frust auszuhalten. Malefiz verband mich außerdem innig mit meiner leider viel zu früh verstorbenen Tante Jutta Jungclaus. Als Kind durfte ich in den Ferien manchmal länger zu ihr, und sie erzählte gern, dass ich sie morgens mal um sechs aufweckte, um „endlich Malefiz zu spielen“. Ihr erster Impuls sei gewesen, zu antworten, nein, wir wollten doch erst mal frühstücken. Dann aber habe sie gedacht: Eigentlich hat das Kind ja Recht. Warum nicht den Tag einfach mit einem Spiel beginnen, wenn man darauf am meisten Lust hat? Und so saßen wir dann in aller Frühe und spielten und spielten. Jetzt, etliche Jahrzehnte später, machen mein Mann und ich das manchmal immer noch so: Vor dem Frühstück spielen. Weil es keinen guten Grund gibt, das nicht zu tun.“

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen – sonst schreib mir einfach.

Herzliche Grüße, Maren


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